Sprengstoff in der Nähe des Stadions
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Ein Polizist im Einsatz bei einem Spiel
im Dortmunder Stadion.
(Foto: dpa) |
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat möglicherweise einen Sprengstoff-Anschlag auf das Dortmunder Fußballstadion vereitelt. "Wir bestätigen Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen im Zusammenhang mit sprengstoffverdächtigen Gegenständen", sagte eine Sprecherin des BKA in Wiesbaden. Zudem wurde die Festnahme eines 25-jährigen Deutschen bestätigt, der in der Nähe der Arena drei Sprengsätze versteckt haben soll. Das Motiv des Mannes ist bislang unklar. Die zunächst zuständige Staatsanwaltschaft Berlin hat bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums gibt es keinen Hinweis auf einen terroristischen Hintergrund. "Der Vorgang hat keinerlei Bezüge zu terroristischen oder islamistischen Organisationen", teilte ein Sprecher von Innenminister Hans-Peter Friedrich in Berlin mit. "Es handelt sich bei dem Beschuldigten offenbar um einen Einzeltäter mit allgemeinkriminellen Motiven", so der Sprecher.
Funktionsfähigkeit wird untersucht
Laut BKA wurden drei sprengstoffverdächtige Gegenstände "im Nahbereich" des Stadions gefunden. Sie wurden "unschädlich gemacht bzw. gesichert". Die kriminaltechnischen Untersuchungen dauerten jedoch an, hieß es weiter. Dabei sollten die Funktionsfähigkeit der Sprengsätze sowie die mögliche Verwendbarkeit der aufgefundenen Chemikalien geprüft werden. "Nach einer ersten Einschätzung war jedoch nicht von einer akuten Gefährdung der Bevölkerung auszugehen", teilte das weiter BKA mit.
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Drei Sprengsätze waren offenbar in der Nähe
des Dortmunder Fußballstadions platziert.
(Foto: picture-alliance/ dpa) |
Der BVB verschärfte "vorsorglich seine Sicherheitsmaßnahmen rund um den Signal Iduna Park in Absprache mit der Polizei ab sofort noch einmal", kündigte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke an. Die Dortmunder Polizei sieht laut einer Mitteilung "keine Gefährdung für die Besucher des Signal-Iduna-Parks".
Vereinschef und Ligapräsident Reinhard Rauball sagte den "Ruhr Nachrichten", er werde "vollkommen ohne Angst" ins Stadion gehen: "Ich hoffe, dass sich die Gemeinschaft der Vernünftigen nicht von einem Fehlgeleiteten die Freude verderben lässt." Eine Spielabsage habe "zu keinem Zeitpunkt" zur Diskussion gestanden. Der Gegner vom Samstag, Hannover 96, reagierte schockiert. "Ich bin entsetzt", sagte 96-Clubchef Martin Kind. Eine Absage hielt Kind jedoch für "das falsche Signal". "Wir können uns auf ein sicheres und attraktives Fußballspiel freuen", sagte der 96-Chef. Der Deutsche Fußball-Bund wies darauf hin, dass in den Bundesligastadien ein "extrem hoher Sicherheitsstandard" herrsche.
Auswirkungen auf Spiel am Samstag?
In Köln wurde am Dienstag ein Verdächtiger vorläufig festgenommen. Dabei handele es sich um einen 25-jährigen Deutschen. Dieser habe in Vernehmungen jedoch erklärt, geplante Anschlagsszenarien in Deutschland erfunden zu haben. Bei der Durchsuchung der Wohnräume des Mannes wurden neben "einem Laptop, externen Speichermedien, schriftlichen Unterlagen und umfangreichen Chemikalien" auch drei sprengstoffverdächtige Gegenstände sichergestellt. Das Motiv des Mannes sei "bislang offen", teilte das BKA mit.
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Am Samstag spielt der BVB gegen Hannover 96
Das Spiel ist ausverkauft.
(Foto: REUTERS) |
Laut "Bild"-Zeitung stand die geplante Tat unmittelbar bevor: Am kommenden Samstag sollten anreisende Fans beim Spiel BVB gegen Hannover 96 getötet werden. Diese Planung für Samstag wollte das BKA auf Anfrage nicht bestätigen. Das Bundesligaspiel soll trotzdem wie geplant stattfinden. Die Dortmunder Polizei sieht laut einer Mitteilung "keine Gefährdung für die Besucher". Die Partie ist mit 80.000 Zuschauern ausverkauft.
Anonymer Hinweis auf Anschläge
Laut BKA hatte der Sachverhalt seinen Ausgangspunkt im Februar 2011. Demnach hat damals "ein anonymer Hinweisgeber" Kontakt zur deutschen Botschaft im pakistanischen Islamabad aufgenommen. Er wollte laut BKA Informationen zu zwei zeitlich gestaffelten Anschlägen in Deutschland liefern. Die Behörde nahm daraufhin Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens auf.
Es hätten sich aber bald Hinweise ergeben, dass es sich tatsächlich um einen Erpressungsversuch durch den Hinweisgeber handeln könne. Eine Sprachanalyse der Mails habe einen möglichen Zusammenhang mit einem bislang ungelösten Erpressungsfall eines Wirtschaftsunternehmens aus dem Jahr 2010 ergeben, so das BKA. Der Mann wurde dann am Dienstag in einem Kölner Hotel festgenommen und gab an, im Bereich des Stadions drei Sprengsätze abgelegt zu haben und auch in seiner Wohnung drei Sprengsätze zu lagern. Das Tatmotiv ist laut BKA bisher nicht bekannt.